Was ist Meditation?

Die hier vermittelte Meditationspraxis hat nichts mit esoterischen Ritualen oder Trance-Zuständen zu tun. Es ist eine handfeste Übungsmethode zur Schulung des Geistes, seit Jahrtausenden im Buddhismus praktiziert, seit einigen Jahren im Westen intensiv erforscht. Wir trainieren dabei den Geist, zu tiefer Stille zu gelangen und dabei eine umfassende Bewusstheit unserer Erlebenswelt zu entwickeln.

So sehr wir uns nach der Stille sehnen mögen, so schwierig kann es sein, sie auszuhalten. Denn kaum sind die äußeren Störfaktoren beseitigt, machen sich die inneren bemerkbar: Langeweile oder Unruhe treiben den Geist dazu, schnell wieder aktiv werden zu wollen. Oder Müdigkeit überfällt uns und zieht unsere Wachheit erbarmungslos herunter.

 

Stille und Wachheit

Die Herausforderung besteht darin, in der Erfahrung der Stille zugleich die Wachheit zu stärken, um der Achtsamkeit die nötige Schärfe zu geben. Diese Verbindung von Stille und Wachheit drückt sich auch in unserer Körperhaltung aus, die sowohl entspannt als auch aufrecht ist.

Dabei ist es unerheblich, ob wir auf einem Stuhl sitzen, auf einem Sitzbänkchen oder im Lotussitz auf dem Boden. Jede Position, die eine entspannte und wache Aufmerksamkeit ermöglicht, ist geeignet.

Mit zunehmender Übung gelingt es, unsere gesamte Erfahrungswelt mit Bewusstheit zu durchdringen. Deshalb ist die Meditationsübung keine Weltflucht, sondern ein höchst wirkungsvolles Mittel, um im Alltag kraftvoll und friedvoll zu bestehen.

Es erscheint wie ein Paradoxon: Einerseits werden wir von unseren Impulsen und Gefühlen immer weniger aus der Bahn geworfen, als würden wir ihnen aus einer größeren Distanz zuschauen. Andererseits erleben wir sie intensiver und klarer als zuvor.

 

Wie erlernen wir Meditation?

In der speziellen Tradition der Achtsamkeits-Meditation wählen wir zunächst den Atem als Objekt der Aufmerksamkeit. Dabei belassen wir ihn so, wie er sich ohne unser Zutun von selbst entfaltet. Gleichzeitig schärfen wir unsere Beobachtungsfähigkeit und nehmen die Atmung immer feiner wahr. Was uns zunächst als langweilig erscheinen mag, nämlich einen Atemzug nach dem anderen in scheinbarer Monotonie zu verfolgen, kann nach einiger Übungszeit zu einem spannenden Erleben werden.

Im weiteren Verlauf der Übungen erweitern wir den Fokus auf alle Körperempfindungen -  sei es ein Jucken oder Drücken, seien es angenehme oder unangenehme Empfindungen. Die zunehmende Intensität der Wahrnehmung wird begleitet von einer gelassenen Einsicht in die Veränderlichkeit dieser Erscheinungen.

In der nächsten Phase können wir die Aufmerksamkeit auf das Hören und Sehen ausweiten. Im Gegensatz zur alltäglichen Sinneswahrnehmung wird hierbei die Unmittelbarkeit der Wahrnehmung angestrebt, die frei ist von Gedanken und Vorstellungen über das wahrgenommene Objekt.

 

Bewusstheit der Gefühle

Eine wichtige Etappe ist erreicht, wenn auch die Gefühle in den Fokus einbezogen werden. Wir verändern dabei die Perspektive, indem wir uns nicht auf die von ihnen ausgelösten Gedankenketten einlassen, sondern sie als Objekte unserer Wahrnehmung betrachten einschließlich ihrer körperlichen Wirkungen. Dadurch kann das wunderbare Paradoxon erfahren werden, Gefühle intensiv als mächtige Erscheinungen zu erleben und ihnen dennoch nicht ausgeliefert zu sein - die Basis für Gelassenheit und Souveränität. 

Entscheidend hierfür ist, dass alle Gefühle und Wahrnehmungen vollständig akzeptiert werden - sie dürfen genau so sein, wie sie sind, nichts muss verändert oder manipuliert werden. Diese große Akzeptanz ist eine wunderbare Quelle des Glücks und die Grundlage für alle Veränderungen.

 

Denken beim Meditieren?

Bei diesen Übungen kommt den unweigerlich immer wieder auftauchenden Gedanken eine besondere Rolle zu. Sowie wir erkennen, dass wir in Gedanken oder Phantasien eingetaucht sind, lassen wir sie fallen und kehren zum Atem oder den anderen Meditationsobjekten  zurück. Mit zunehmender Übung werden aufkommende Gedanken immer schneller aufgespürt und die Fähigkeit gestärkt, sich ihrem Sog zu entziehen.

Dieser Prozess des Erkennens und Fallenlassens der Gedanken ist für die Alltagspraxis von größter Bedeutung – wir stärken die Entscheidungsfreiheit darüber, ob wir das denken wollen, was unser Geist uns gerade vorschlägt. Damit lassen sich negative Denkmuster und trübsinnige Grübeleien wirksam begegnen.

Keinesfalls darf dabei das Missverständnis entstehen, dass Gedanken etwas Negatives oder zu Vermeidendes sind. Im Gegenteil: Ohne sie ist ein sinnvolles Leben nicht denkbar. Und es gehört zu den natürlichen Neigungen des Geistes, Gedanken zu produzieren. In der Meditation werden sie zu wertvollen Objekten der Achtsamkeit, die ihrer flüchtigen Natur auf den Grund geht. Deshalb sind auftauchende Gedanken in der Meditation kein Hindernis, sondern ein wertvolles Übungsfeld.  

 

Offenes Gewahrsein

Schließlich wird alles, was in unseren Wahrnehmungshorizont eintritt, zum Meditationsobjekt -  unser Gewahrsein öffnet sich wohlwollend für das Leben - so, wie es nun einmal ist. Wir erfahren unser Leben als kostbares Gut, dem wir mit Dankbarkeit und Gestaltungskraft begegnen.

Man erkennt schnell, dass es  zuweilen erheblichen Mutes und großer Entschlossenheit bedarf, um sich allen Erscheinungen zu stellen. Denn nicht immer ist es angenehm, was wir in der Meditation erleben - körperliche Schmerzen, Trauer, traumatische Erinnerungen können uns überfallen, denen wir dann mit Wachsamkeit und Gelassenheit zu begegnen versuchen.

Zu anderen Zeiten können wir großes Glück in der Meditation erfahren - ein Glück, das unabhängig von den äußeren Bedingungen ist und tief in der Stille des Geistes wurzelt.

Meditation und MBSR

Im Rahmen von MBSR-Kursen werden diese Meditationsformen erlernt. Hier finden Sie mein Angebot von MBSR-Kursen in Berlin.

 

Weitergehende Informationen

zu Achtsamkeit und Meditation können Sie in diesem Buch finden.

 

"Eines der wichtigsten Aspekte ist,
die Erfahrung gemacht zu haben,
dass In-die-Stille-zu-gehen mir neue Kraft
für den Alltag gibt.
Dies hat mich besonders fasziniert, selber überrascht
und ist der Ansporn weiterhin zu meditieren."

Andrea, Medizin-Studentin, 25 Jahre, 2017